Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 4 - S. 252

1880 - Stuttgart : Heitz
252 Neueste Geschichte. 3. Periode. Orientalischer Krieg. Der Charakter des Unterhändlers, sowie die Art und Weise seines Auftretens bewiesen, daß Rußland es auf einen Hauptschlag abgesehen hatte. Der Fürst, ein Moskowite vom Wirbel bis zur Zehe, reiste in den ersten Tagen des Februar von Odessa ab, nachdem er über ein dort zusammengezogenes Armeecorps und später über die bei Sebastopol vereinte Flotte des schwarzen Meeres Revue abgehalten hatte, und langte am 28. Februar in Constantinopel an, von der gesammten griechischen Bevölkerung mit Jubel empfangen. Unter den niedern Classen hatte sich das Gerücht verbreitet, der Fürst werde mit den Griechen von Constantinopel das nächste Osterfest in der St. Sophienkirche feiern, und auch unter der übrigen Bevölkerung herrschte eine zum Theil durch alte Prophezeiungen geweckte Aufregung, welche der türkischen Regierung nicht gleichgültig bleiben konnte, um so weniger, als das Benehmen Menschikows darauf angelegt schien, Conflicte herbeizuführen. Nachdem er dem Großwesir den gewöhnlichen Besuch gemacht, weigerte er sich, dieselbe Höflichkeit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Fnad Effendi, der, der Etikette gemäß, jetzt an der Reihe gewesen wäre, zu erweisen, unter dem Vorwande, daß Rußland besondere Beschwerdegründe gegen diesen Minister habe. Das Abtreten desselben war der erste Beweis von Nachgiebigkeit Seitens der Pforte. Inzwischen war einer der russischen Beschwerdepunkte — Montenegro betreffend — bereits durch die Dazwischenknnft des Grafen Leiningen erledigt worden und blieb also nur die Frage wegen der „heiligen Stätten" übrig. Die „heiligen Stätten" sind Kirchen, die an den Orten, wo die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben Christi ihren Schauplatz fanden, erbaut wurden und der Streit um dieselben berührt weniger die Türken, als die beiden rivalisirenden Zweige der katholischen Kirche, die römische und die griechische, von welchen erstere sich des französischen, letztere sich des russischen Schutzes erfreute. Die französischen Ansprüche' datiren von einer zwischen Franz I. und Snleiman dem Prächtigen abgeschlossenen Convention von 1640, welche die Rückgabe der heiligen Stätten an die Franzosen anordnete; die griechischen beruhen auf Documenten von zweifelhafter Echtheit. Welche Orte speciell jeder Kirche gehören, ist leider nirgends gesagt und es entstanden daher über die Einzelheiten des Besitzstandes fortwährend Streitigkeiten, namentlich seit

2. Theil 4 - S. 450

1880 - Stuttgart : Heitz
450 Neueste Geschichte. 3. Periode. 163. Der russisch-türkische Krieg 1877 78. Der Friede zu Berlin. Die politische Umgestaltung Italiens und Deutschlands auf dem Grunde nationaler Einheit war vollendet, und die spannende Unruhe, in welcher Europa durch die Entwickelung dieser beiden großen Ereignisse gehalten worden war, hatte sich gelöst; im Osten des Welttheiles aber war die- orientalische Frage d. H. die Entscheidung über den Bestand und die Zukunft des Türkenreiches in Europa als eine den Frieden bedrohende Wetterwolke stehen geblieben. Die inneren Zustände der Türkei, die sich immer unhaltbarer erwiesen, und die unter solchen Umständen zu gesteigerter Aufmerksamkeit hindrängende Nachbarschaft Rußlands hielten die Besorgnisse und Gegenpläne der europäischen Großstaaten, vorzüglich Englands, in lebhafter Erregung. Die Türken waren von der Zeit ab, wo sie aufgehört hatten, ihren wilden Kriegseifer durch verwüstende Heereszüge zu befriedigen, gleichsam sich selbst untreu geworden und ihr Reich war allmählich in immer tieferen Verfall gerathen. Ihr kriegerisches Naturell versank in eine abstumpfende Unthätigkeit, ihr Feuer verblaßte zu feierlicher Würde, aber ihr Stäz und ihre Härte gegen die Ueberwuudenen waren geblieben. Die Lage der Christen im Türkenreiche war höchst beklagenswerth; sie waren den Herren des Landes gegenüber fast rechtlos, unaufhörlichen Bedrückungen ausgesetzt und mit unwürdiger-Verächtlichkeit behandelt. Alle Versprechungen der türkischen Regierung, diese Zustände zu bessern, waren unerfüllt geblieben; die feierlich verkündeten Verordnungen, daß jeder Unterschied zwischen Türken und Christen im staatlichen Leben aufgehoben fein solle, daß den Christen in allen Stücken gleiche bürgerliche Rechte gewährt seien — alle diese Zusagen waren werthlose Worte geblieben. Die Unerträglichkeit dieser Verhältnisse steigerte sich durch die grenzenlose Unordnung und Willkür in der Einziehung der Stenern. Die Erhebung derselben wurde Pächtern überlassen, die Bezahlung der Beamten war so geringfügig und unregelmäßig, daß sie fast darauf angewiesen waren, sich durch Ausbeutung des Volkes, insbesondre der Christen schadlos zu halten. Am Hofe zu Konstantinopel dagegen und in den obersten Stellen der Reichsverwaltung herrschte eine unglaubliche Verschwendung und Habsucht. Zur Hofhaltung des Sultans reichte

3. Theil 4 - S. 458

1880 - Stuttgart : Heitz
458 Neueste Geschichte. 3. Periode. bereit; auch an der russisch-türkischen Grenze in Asien sollte der Kampf beginnen. Die Türkei hatte, die Unvermeidlichst des Krieges voraussehend, alle ihre Streitkräfte aufgeboten, um ihre Existenz in Europa mannhaft zu vertheidigen. Der Krieg erhielt hier den Charakter eines Kampfes für die Religion; der Sultan erhob die heilige Fahne des Propheten und nahm den Titel Gazis d. H. Glanbens-kümpfer an; der Scherif in der jedem Mnhamedaner ehrwürdigen Stadt Mekka erklärte den Kampf gegen Rußland als ein Gebot der Religion. Von den tunesischen bis zu den arabischen Grenzen der Wüste, vom Nillande bis zum Euphrat und Tigris hin eilten die Bekenner des Halbmonds unter die an der Donau sich sammelnden Schaaren. Wir beschränken uns auf einen den Verlauf der Kriegsereignisse andeutenden Ueberblick. Es Lann auch hier nicht Aufgabe dieser Erzählung sein, bei den erhebenden wie bei den erschütternden Vorfällen und Thaten dieses Krieges zu verweilen, so reich er auch an denkwürdigen Tagen und an dem Wechsel des Schlachten-Mcks war. Am 24. April 1877 begannen die Russen ihre kriegerischen Bewegungen, indem sie den Pruth überschritten. Kaiser Alexander Ii. hatte am Tage zuvor au's User des Flusses sich begeben und in schweigendem Sinnen hinübergeblickt, ehe seine letzten Befehle den tückischen, wilden Dämon des Krieges entfesselten. Die großherzigen Bewegungsgründe, welche ihn zu diesem Kriege trieben, legte der Czar seinen Völkern und der staunenden Welt in einem Manifeste vor. Selten, außer den Kreuzzügen, hat die Geschichte ein kriegerisches Unternehmen mit so idealen, selbstlosen Zielen bezeichnet gesehen. Daß aber die politischen Ideale von den „Wirbeln der Zeitgewalt" erfaßt werden und nach der Erkenntniß der Täuschungen ermüdet am Ziele ankommen, das sollte Kaiser Alexander Ii. auch erfahren. Er reiste jetzt nach St. Petersburg zurück und begab sich erst im Juni zur Armee. Rumänien hatte den Durchzug der russischen Heeresmassen und ihr erstes Verweilen zu überstehen. Dieses Land, bisher ein Vasallenstaat der Türkei, war entschlossen, dieses Verhältniß zu lösen. Es mußte dies in einem Augenblicke thun, wo es von Rußland, unter dessen vormuudschastlicher Protection es unleugbar gestanden hatte, gleichsam besetzt war. Die Lage war schwierig, aber Fürst Karl, vertrauend ans die Uebereinstimmung mit seinem

4. Theil 4 - S. 253

1880 - Stuttgart : Heitz
Menschikow. 253 dem Brande der heiligen Grabkirche (1808), welche die Griechen auf eigene Kosten ausbesserten. Frankreich, dessen neue Regierung eine Hauptstütze in der katholischen Geistlichkeit fand und sich ihr dankbar erweisen wollte, reclamirte im Jahre 1851 acht heilige Orte für die römisch-katholische Kirche und setzte seine Forderung durch; aber erschreckt durch das Mißvergnügen, welches man in Petersburg darüber zu erkennen gab, ertheilte die Pforte auch der griechischen Kirche einen Firman, wodurch die den Römisch-Katholischen gemachten Concessionen wieder beschränkt wurden. Auch wurden die Rechtsansprüche der Griechen auf das heilige Grab ausdrücklich anerkannt. Aber auch diese Concession nahm die Pforte wieder zurück, indem sie den Firman in Jerusalem nicht öffentlich verlesen ließ, wodurch er erst volle Rechtskraft erlangt haben würde. Dies geschah vielmehr erst Ende 1852 aus Andringen Rußlands; aber es blieben außerdem immer noch Differenzpunkte, wie z. B. über den Besitz der Schlüssel zum heiligen Grabe, übrig, und die Schlichtung derselben zu erlangen, war der angebliche Zweck der Menschi-kowschen Mission, deren eigentliche Bedeutung aber darin lag, daß Rußland eine Katastrophe herbeiführen wollte, um den „kranken Mann", wie Kaiser Nikolaus in seiner Unterhaltung mit dem englischen Gesandten in Petersburg die Türkenherrschaft bezeichnet hatte, beerben zu können. Der Gesandte wollte anfangs wegen der heiligen Stätten nur mit der Pforte, ohne Zuziehung Frankreichs, verhandeln, trotzdem dieses vorzüglich dabei betheiligt war; doch drang er mit diesem Ansinnen nicht durch und in Folge der gemeinschaftlichen Verhandlungen erhielten die Vergünstigungen, welche der Sultan den beiden rivalisirenden Kirchen gewährt hatte, eine neue Erläuterung, welche den Griechen Bürgschaft gegen alle Uebergriffe der Lateiner gab und diesen zugleich alle Rechte ließ, welche ihnen verliehen worden. Diese Erläuterung, in Gestalt eines Firmans ertheilt, ließ daher die den Franzosen durch Capitulatiouen ertheilten Rechte unverletzt, indeß hatte Frankreich bei der ersten Nachricht von der Sendung des Fürsten Menschikow seine Mittelmeerflotte nach den griechischen Gewässern geschickt und England eingeladen, sich dieser Demonstration anzuschließen. Aber England, welches in der Frage der heiligen Stätten lediglich einen Streit zwischen der russischen und französischen Regierung sah, bei dem es sich bloß um die Rechte der beiden rivalisirenden Kirchen handelte, nicht um die

5. Theil 2 - S. 12

1880 - Stuttgart : Heitz
12 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Deutsche. diesen Gottheiten herrschte auch der Glaube an niedere Geister oder Wesen, welche die Natur belebten. Da bildete sich die Phantasie in dem einsamen, rauschenden Walde die Waldweiber; in der Lust die zarten, leichten Elfen; im Strom und Wasser die Nixen, und in der Tiefe der Berge die Kobolde und Zwerge. Diese Namen sind noch lange nach der Annahme des Christenthums im Volke lebendig geblieben, und hin und her kommt wohl solcher Aberglaube auch heut noch vor. Den Ort, wo nach dem Tode die Tapfern hinkamen, nannten sie Walhalla und schmückten die Vorstellung davon recht kriegerisch aus. 54. Muhamed und seine Religion, 622. In der großen asiatischen Halbinsel, die Arabien heißt und deren Einwohner theils von ihren Viehheerden, theils vom Handel leben, wurde, etwa 570, Muhamed (richtiger Mohammed) geboren. Sein Vater hieß Abdallah, seine Mutier Emina oder Amöna, sein Geburtsort Mekka. Der Vater starb schon, als der Kleine erst zwei Monate alt war, und hinterließ nichts als fünf Kameele und eine alte Sklavin. Im sechsten Jahre nahm ihn sein alter Großvater Abu el Motalleb, und im neunten sein Oheim Abu-Taleb zu sich; beide hielten ihn zur Thätigkeit an und letzterer nahm ihn mit auf seine Handelsreisen, die er in die Gegend von Damascus zu unternehmen pflegte. Als der Knabe heran wuchs, zog er die Augen Aller durch seine kräftige Gestalt, durch sein edles Gesicht und durch das Feuer, das aus seinen schwarzen Augen strahlte, auf sich. Wenn er mit festem Schritte einherging und den stolzen Nacken zurückwarf, ahnete jeder in ihm den künftigen Herrscher, und öffnete er seinen Mund, den zwei Reihen herrlicher Zähne zierten, so riß er durch seine feurige Beredsamkeit Alles hin. Mehrere Jahre führte er mit großer Thätigkeit und Treue die Handelsgeschäfte einer alten reichen Wittwe, der Chadidfcha, die ihm endlich aus Dankbarkeit ihre Hand gab und ihn dadurch zu einem reichen Kaufmanne machte. In ihren Geschäften hatte er oft weite Reisen gemacht, mit Karavanen ferne Länder durchzogen und die Menschen und ihre Sitten aufmerksam beobachtet. Auch die Lehrsätze der mosaischen und christlichen selbstverständlich. Dinstag, der Tag des Thus oder Tyr; Donnerstag ist Thonarö-tag und Freitag Freiatag. Mittwoch hieß früher Wodanötag.

6. Theil 2 - S. 14

1880 - Stuttgart : Heitz
14 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Araber. teten ihm nach dem Leben. Schon waren seine Mörder bestimmt; schon hatten sie, mit Dolchen versehen, sein Haus umgeben; da rettete ihn Ali's Hingebung. Dieser nämlich wickelte sich des Nachts in Muhameds grünen Mantel, und während die Mörder, die zuweilen durchs Fenster sahen, ob Mnhamed noch da sei, sich täuschen ließen, entkam dieser. Er floh nach Medina, einer Stadt, die sich schon früher für seine Lehre entschieden hatte und ihn mit Frohlocken aufnahm. Von nun an nahm seine Macht reißend zu; daher man auch von seiner Flucht den Ansang seiner Religion datirt, und die Muhamedauer von hier an ihre Jahre zählen. Sie fällt ins Jahr 622 und wird im Arabischen Hedschra (Hegira) genannt. Von Medina aus zog nun der neue Prophet mit seinem Haufen in der Gegend umher, raubte und plünderte und theilte die Beute redlich mit seinen Genossen, die nun durch das Band der Liebe und des Vertrauens fest an ihn geknüpft waren. Und wo konnten sie es auch besser haben? Von Natur hat der Araber Hang zum unstäten und zum Räuberleben, und so lange sie unter Muhameds Fahne fochten, fehlte es ihnen an nichts. Endlich war er so stark, daß er seine Feinde in Mekka überfiel, diese damals schon den Arabern heilige Stadt eroberte und Alle, die bisher die Waffen gegen ihn getragen hatten, entweder niederhieb oder sie zwang, zu ihm überzutreten. Während die christliche Religion durch die sanftere Gewalt der Wahrheit sich Eingang verschafft hatte, wurde die muhamedauische durch die Waffen ausgebreitet. Nachdem Muhamed Herr von ganz Arabien war, unternahm er einen Kriegszug nach Syrien, denn sein Fanatismus blickte längst schon über die Grenzen Arabiens hinaus. Den Krieg gegen die Ungläubigen erklärte er für eine heilige Pflicht. An mehrere Herrscher des Auslandes sandte er die Botschaft, daß sie sich zu seiner Religion bekehren sollten; selbst an den damaligen griechischen Kaiser schickte er eine Aufforderung, seine Lehre anzunehmen, erhielt aber eine zwar höfliche, doch ablehnende Antwort. Als Muhamed 632 starb, legte man ihn in einen eisernen Sarg und begrub ihn in Medina, wo man noch den Sarg in einer reich geschmückten Moschee sehen kann. — Das heilige Buch, in welchem Muhameds Lehre verzeichnet ist, heißt der Koran, und enthält viel Gutes, aber auch vielen Aberglauben. Darin aber verdienen die Muhamedauer, die sich selbst Moslemin oder Gläubige nennen, vieles Lob, daß sie ihr heiliges Buch so achten, indem sie es sorgfältig aufheben und ?§ nur mit heiliger Verehrung

7. Theil 2 - S. 16

1880 - Stuttgart : Heitz
I Iß Mittlere Geschichte. 1. Periode. Araber. Propheten halten, und den Sunniten (Türken), welche auch die frühern Propheten anerkennen.*) Von Aegypten hatten die Mauren die ganze Nordküste von Afrika, längs dem mittelländischen Meere, durchzogen, bis an die Straße von Gibraltar. Nun standen sie Spanien gegenüber und blickten manchmal sehnsüchtig hinüber, auch noch dies schöne Land einzunehmen. Hier wohnten damals die Westgothen, die auf beiden Seiten der Pyrenäen (seit 419) ein Reich errichtet hatten. 'Da erschienen westgothische Gesandte und baten die Mauren, hinüberzukommen und ihnen gegen eine Gegenpartei beizustehen; denn es sei ein Streit in der königlichen Familie entstanden. Sie kamen im Namen der Söhne des Königs Witiza, welchen Roderigo vertrieben hatte, um sich selbst auf den Thron zu setzen. Sie hatten sich mit dem Grafen Julian, dem Statthalter von Andalusien, verbunden, und dieser bat nun, mit jenen vereint, die Mauren um Beistand gegen den Kronräuber. Die Mauren ließen sich nicht zwei Mal bitten: geschwind setzte ein Schwarm unter Tarik (711) über, schlug die Westgothen bei Teres de la Fontera, und in kurzem war ganz Spanien in den Händen der kühnen Eroberer aus Arabien. Die Westgothen sahen nun ihre Kurzsichtigkeit zu spät ein und fanden nur in dem nördlichen Gebirge einen kümmerlichen Zufluchtsort. Diese Erfolge munterten die Mauren auf, auch über die Pyrenäen zu gehen und in Frankreich einzufallen. Hier trat ihnen aber ein kräftiger Herzog der Franken entgegen, Karl, mit dem Beinamen Martell oder der Hammer (weil seine starke Hand mit dem Schwerte dareinschlug wie mit einem Hammer). Dieser traf sie mitten in Frankreich, in der Ebene zwischen Tours und Poitiers. Sechs Tage schon währte der Kamps, in welchem die Bogenschützen und leichten Reiter des arabischen Heeres im Vortheil waren; am siebenten Tage führte der Frankenherzog seine schwergerüsteten Schaaren gegen die leichtbewaffneten Feinde. Den ganzen Tag währte das Morden; ohne Erfolg bluteten bereits Hunderttausende; uuerschüttlich standen die Franken; aber auch die Araber sahen mit Verachtung den Tod um sich herum wüthen. Endlich am Abend erhob sich Karl mit seiner Alles niederschmetternden Kraft; er voran, hinter ihm her feine Franken, und was *) Sunniten genannt, weil sie die Sunna, ein zweites Gesetzbuch, von geringerm Ansehen als der Koran, auch annehmen, während die Schiiten (Abtrünnige) dasselbe verwerfen.

8. Theil 2 - S. 24

1880 - Stuttgart : Heitz
24 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Päpste. die Bischöfe zu bestätigen und einzuweihen. Die oberste Aufsicht über die Kirchensachen im ganzen römischen Reiche wurde unter diese vertheilt. Es konnte nicht fehlen, daß endlich unter den Patriarchen wieder der in Rom und der in Constantinopel die größte Gewalt erhielten; sie hatten ja am Kaiser eine vorzügliche Stütze, und ihre Städte waren die Hauptstädte des ganzen großen Reichs, während die Patriarchen in Antiochien, Jerusalem und Alexandrien unter die Herrschaft der Araber gekommen waren. Aber jene gerrethen bald mit einander in den heftigsten Streit, 1 weil jeder von ihnen der Erste sein wollte. Besonders entschieden zeigte sich der römische Bischof. Er behauptete geradezu, er stände als Nachfolger des Petrus, des ersten unter den Aposteln, unter keinem als unter Gottes Gericht, und schon durch sein Amt sei er eine heilige Person. Das wollten nun lange Zeit die andern Bischöfe so wenig wie der Kaiser ihm zugeben; aber mit einer bewunderungswürdigen Hartnäckigkeit ließen die römischen Bischöfe von ihrer Forderung nicht ab, und jeder hoffte, seine Nachfolger würden sie schon durchsetzen, wenn es ihm selbst auch nicht ganz damit gelänge. Zu Ende des vierten Jahrhunderts schon waren die Patriarchen in Antiochien und Alexandrien denen in Rom und Constantinopel untergeordnet. Der in Rom nannte sich nun Papst; er behauptete, wie gesagt, er sei der Nachfolger des Petrus, denn dieser habe — was aber nie erwiesen und höchst unwahrscheinlich ist — die römische Gemeinde gestiftet; er sei der Statthalter Christi auf Erden, in Glaubenssachen untrüglich, und ihm allein stehe es zu, in kirchlichen Angelegenheiten zu entscheiden. Dieser Anmaßung widersprach der Patriarch in Constantinopel; aber jeder blieb bei seiner Meinung und that den andern in den Bann. Im neunten Jahrhunderte wurden die Streitigkeiten so heftig, daß sich beide Kirchen, die römische oder katholische und die griechische, endlich 1053 *) von einander trennten, und sie haben sich nie wieder vereinigt (siehe Abschnitt 63). Noch heute nennt die eine die andere die abtrünnige (schismatische). Der entscheidendste Schritt zu der unabhängigen Stellung des Papstthums wurd-e durch den Frankenkönig Pipin herbeigeführt, als dieser das den Langobarden entrissene Gebiet des Exarchats *) Die griechische Kirche hat nicht wie die römische 1 Oberhaupt, sondern 5: 1) der Patriarch bort Jerusalem, 2) der von Antiochien, 3) der von Alexandrien, 4) der von Constantinopel. 5) der heilige Synod in Rußland.

9. Theil 2 - S. 39

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl der Große. 39 wollen wir sein Aeußeres beschreiben. Er war von großem, starkem Körperbau, sieben seiner eigenen Füße lang, dabei so kraftvoll, daß sein kaiserlicher Ornat, der jeden von uns zu Boden drücken würde, ihm nicht beschwerlich war, ja daß man von ihm erzählte, er hätte Hufeisen wie Brot zerbrechen können und einst einen Sarazenen bis auf den Sattelknopf gespalten. Sein Gesicht war fast stets heiter; denn er war ein Freund unschuldigen Scherzes. Sein Hinterkopf war rund, mit schönem Silberhaar geziert, seine Nase war etwas groß, seine Augen groß und klar und mit durchbohrendem Blicke, wenn er zürnte. Sein Nacken kurz und fett, sein Unterleib in spätern Jahren etwas stark, sein Gang männlich, fest und voll Würde, nur seine Stimme heller, als man bei so großem Körper hätte erwarten sollen, dieser aber so gesund, daß er im 68. Jahre noch' nichts von Krankheit wußte. Denn er bewegte sich viel, war ein trefflicher Reiter und Schwimmer, ein Freund der Jagd und durchaus mäßig in Speise und Trank. Sein Tisch war gewöhnlich mit Hausmannskost besetzt; nur vier Schüsseln — für einen Kaiser sehr wenig — wurden aufgetragen. Bei der Tafel ließ er sich, damit keine Zeit verloren gehe, die Geschichten der Vorzeit vorlesen. Selten nur wurde höher geschmaust, nur bei großen Festen; aber dann zeigte er sich ganz als Kaiser. Vielen Schlaf bedurfte der thätige Mann nicht. Jede Nacht stand er ein oder mehrere Male auf und arbeitete dann, oder betete, oder sah andächtig und voll Bewunderung zu den Sternen hinauf. Sein Name wurde nicht nur von seinen Unterthanen mit Ehrfurcht ausgesprochen; auch weit entfernte Fürsten kannten ihn und suchten ihn durch Gesandtschaften zu ehren. Damals lebte in Bagdad in Asien (am Flusse Tigris, nicht weit vom persischen Meerbusen) ein mächtiger Khalif, Harun al Raschid (sprich Arreschihd), ein Abasside, der auch von Karl gehört hatte und ihm eine Gesandtschaft schickte, die natürlich großes Aufsehen im Frankenlande erregte. Auch Geschenke brachten diese Morgenländer nach ihrer Weise mit: Gezelte aus schönen bunten Zeugen von seltener Größe und Schönheit, kostbare seidene Stoffe, Balsam, Rosenöl, kostbares Räucherwerk, große metallene Leuchter und,— was vorzügliche Aufmerksamkeit erregte — eine Uhr, die erste im Abendlande. Es war eine Wasseruhr. Sie war von Messing und zeigte die Stunden an. Nach jeder Stunde fielen so viele Erzkügelchen, wie der Zeiger zeigte, auf eine Metallplatte herab, und eben so viele Reiter sprangen aus künstlich angebrachten Fenstern

10. Theil 2 - S. 104

1880 - Stuttgart : Heitz
104 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. griechische Kaiser in Constantinopel bat den Papst Gregor Vii., doch die abendländlichen Fürsten zum Beistände gegen den übermächtigen Feind des christlichen Glaubens aufzufordern; denn die Seldschncken hatten ihm ganz Klein-Asien weggenommen. Aber Gregor hatte damals keine Zeit, viel an die Noth des heiligen Landes zu denken; Heinrich Iv. machte ihm so viel zu schaffen, daß er bald alles Andere darüber vergaß, und so blieb denn der Wunsch, das heilige Grab den Händen der Ungläubigen zu entreißen, ein sogenannter frommer Wunsch. Darüber starb Gregor. Urban Ii. folgte ihm. Eines Tages (1094) ließ sich bei ihm ein Männchen in einem grauen Pilgerrocke und von sonderbarem Aussehen melden und verlangte durchaus vorgelassen zu werden. Urban ließ ihn eintreten. Es war Peter von Amiens, gewöhnlich Kntten-Peter oder Knkupeter genannt. Der trat vor ihn hin, sagte, er käme unmittelbar aus Jerusalem, und überreichte ihm ein Empfehlungsschreiben vom griechischen Patriarchen daselbst. Dann erzählte er ihm mit funkelnden Augen und einem hinreißenden Feuer der Beredsamkeit von dem unglücklichen Zustande der Christen im heiligen Lande: wie er früherhin ein Einsiedler gewesen; wie es ihm in seiner Zelle zu enge geworden; wie Ihn der Prang, das heilige Grab zu sehen, nach Jerusalem getrieben; wie er dort mit Inbrunst am Grabe des Erlösers gebetet, aber mit herzzerreißendem Jammer den Ueber-muth der Ungläubigen und die Mißhandlungen der armen Christen gesehen habe; und wie endlich der feste Wille in ihm entstanden sei, zurückzugehen nach Europa und alle Völker und ihre Fürsten aufzufordern, daß sie das Grab des Heilandes von der Schmach befreiten, von den Ungläubigen entehrt zu werden. Urban hörte mit Erstaunen den flammenden Worten des Feuerkopfes zu und erkannte bald, daß das der rechte Mann sei, um die Völker zu einem solchen Zuge nach Jerusalem aufzuregen. Er sah ihn freund* lich an, befahl ihm, Italien und Frankreich zu durchziehen und die Gemüther auf einey solchen Zug vorzubereiten; er selbst würde dann schon das Uebrige thun. Kukupeter bestieg seinen bescheidenen Esel und reiste damit durch Italien und Frankreich. Von allen Seiten strömten die Leute herbei, wenn sie seinen sonderbaren Auszug sahen. Wirklich hatte man einen so seltsamen Mann noch nicht gesehen. Auf einem kleinen Esel.saß ein kleines, halbvertrocknetes Männchen, welches fast nur aus Haut und Knochen bestand, obgleich erst 41 Jahre
   bis 10 von 27 weiter»  »»
27 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 27 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 1
5 0
6 0
7 1
8 0
9 0
10 8
11 18
12 1
13 0
14 0
15 1
16 2
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 3
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 4
35 0
36 4
37 18
38 0
39 0
40 1
41 0
42 2
43 2
44 0
45 7
46 0
47 0
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 1
9 2
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 1
16 5
17 14
18 0
19 0
20 0
21 1
22 1
23 5
24 0
25 1
26 14
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 0
36 1
37 0
38 0
39 2
40 1
41 0
42 2
43 2
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 3
53 0
54 0
55 0
56 3
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 1
65 1
66 1
67 6
68 0
69 2
70 0
71 2
72 0
73 0
74 0
75 1
76 1
77 5
78 1
79 0
80 0
81 0
82 3
83 2
84 0
85 0
86 1
87 2
88 0
89 10
90 0
91 0
92 10
93 0
94 4
95 0
96 0
97 2
98 6
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 57
1 11
2 75
3 23
4 33
5 14
6 42
7 57
8 12
9 67
10 20
11 7
12 45
13 20
14 8
15 14
16 57
17 26
18 11
19 13
20 8
21 20
22 20
23 7
24 15
25 23
26 94
27 28
28 12
29 14
30 53
31 15
32 12
33 394
34 29
35 22
36 35
37 16
38 3
39 44
40 45
41 10
42 27
43 90
44 12
45 11
46 20
47 18
48 27
49 134
50 108
51 117
52 17
53 11
54 28
55 23
56 14
57 4
58 50
59 638
60 3
61 34
62 34
63 9
64 41
65 124
66 3
67 80
68 24
69 0
70 2
71 40
72 21
73 156
74 17
75 53
76 15
77 46
78 3
79 21
80 14
81 515
82 13
83 15
84 11
85 35
86 5
87 21
88 92
89 23
90 7
91 74
92 0
93 11
94 40
95 14
96 56
97 30
98 37
99 8
100 340
101 2
102 169
103 51
104 5
105 2
106 32
107 11
108 10
109 16
110 17
111 63
112 50
113 12
114 9
115 25
116 132
117 9
118 15
119 19
120 25
121 113
122 7
123 46
124 45
125 24
126 16
127 32
128 25
129 53
130 0
131 147
132 20
133 10
134 12
135 1
136 185
137 5
138 2
139 14
140 70
141 33
142 43
143 212
144 15
145 13
146 23
147 11
148 26
149 2
150 44
151 26
152 109
153 10
154 12
155 52
156 90
157 17
158 38
159 6
160 9
161 33
162 19
163 37
164 8
165 7
166 83
167 12
168 19
169 44
170 12
171 31
172 82
173 168
174 12
175 276
176 60
177 267
178 21
179 79
180 8
181 48
182 257
183 196
184 50
185 5
186 20
187 20
188 10
189 16
190 36
191 32
192 18
193 26
194 16
195 14
196 179
197 41
198 36
199 29